Fuchs, du hast das Buch gelesen

»Ein besonderes Buch« betitelt Dieter R. Fuchs seine Besprechung des »U-Bahn-Reiter« von Tiny Stricker, die jüngst auf »ohfamoos« erschienen ist (konkret: hier).

Seine Besprechung macht in der Tat Lust auf mehr. Er schreibt zum Schluss:

»Ich traf Tiny inzwischen nochmals, durfte ihn näher kennen und schätzen lernen. Deshalb darf ich mir das Fazit erlauben, dass sein U-Bahn-Reiter ein zutiefst authentisches Buch ist. Der Detailreichtum ist nicht nur durch akribische Beobachtung und intellektuelle Durchdringung geprägt, sondern spiegelt auch die weltläufige Sicht des Menschen Tiny Stricker auf seine Mitmenschen wider. Mich hat das nach der Lektüre motiviert, ihm in diesem positiven Sinne nachzueifern, mir also wache Augen und ein offenes Herz zu bewahren, auch während trivialer Momente wie bei einer U-Bahn-Fahrt.«

Und der Fuchs, der schlaue, endet mit den Worten: »Deshalb meine nachdrückliche Empfehlung hier, gönnt euch diese kleine gedankliche Reise, es lohnt sich und geht über gute Unterhaltung weit hinaus!«

Wie schön. Das finden wir auch.

Stricker, Tiny, U-BAHN-REITER

Outpost: Mehr Lust

Auf Amazon verschwinden ja gerne mal Rezensionen, spätestens, wenn die Amis mal wieder Tabula rasa machen, um Fakes zu vernichten. Deshalb hier eine Besprechung (5 Sterne!) von Ralf Boldt als Backup (denn wir löschen nicht Tabula rasa):

Kurzgeschichten, die Lust auf mehr machen

2. August 2021

Schon der Klappentext macht neugierig. Outpost ist die Fortsetzung des Erzählungsbandes „Dunkle Sonne“, der im Jahr 2003 den Deutschen Phantastik Preis als beste Original-Kurzgeschichten-Sammlung belegt hat.
Neben einer Erstveröffentlichung finden sich im Band neu überarbeitete Stories, die bisweilen vor mehr als dreißig Jahren erschienen sind.
Und der Leser sieht, dass der Autor auch schon vor langer zeit zu Beginn seiner schriftstellerischen Karriere gute Ideen gehabt hat und diese auch sprachlich gut umsetzen konnte. Es ist aber auch zu sehen, dass sich Gerd Frey weiterentwickelt hat. Die neueren Geschichten wirken runder und geschliffener. Spannend sind die älteren aber dennoch, weil sie eine kurze prägnante Sprache auszeichnet. Ein wenig erinnern diese an die Ultra-Kurzgeschichten des Altmeisters Herbert W. Franke.
Die Stories sind sehr unterschiedlich. Einige erzählen mehr, andere zielen auf ein überraschendes Ende. „Saatzeit“ als Beispiel erzählt von einem Vorfall auf dem Mars, der aber auch Auswirkungen auf die Erde haben kann. Diese Geschichte ist kurz und präzise. Die Umgebung oder auch die Personen werden nicht ausführlich beschrieben. Das in eine bestimmte Richtung zielende Ende ist das wichtigste.
„Der Abfallverkäufer“ ist die längste Story und erzählt humorig von einem interstellaren Abfallverkäufer. Seine Kunden wollen ihn immer übervorteilen, doch zum Schluss siegt seine Bauernschläue.
„Der Skulpturengarten“ erzählt von einem Alien, das sein Fortbestehen auf besondere Art und Weise sichern muss.
Die Geschichten in diesem Band machen Spaß. Wer Lust auf außergewöhnliche Ideen, die in meist sehr kurzer Form umgesetzt werden, hat, ist hier gut bedient. Gerd Frey versteht es, die Science-Fiction mit seinen Geschichten zu bereichern und beherrscht die kurze Form wie nur wenig andere. Und dies in einer Zeit, wo nur wenige Collections und Anthologien erscheinen und das Hauptaugenmerk auf ausgedehnte Prosa zu liegen scheint.

Frey, Gerd, OUTPOST, Dunkle Sonne 2

Lesung zwischen Himmel und Erde

Esther S. Schmidt war und ist mit ihrer Story »Lauflauf« in der Anthologie »Himmel und Erde«, herausgegeben von Corinna Griesbach und gekrönt von den wundervollen Collagen der Tatjana Frey, vertreten. Nun hat sie ihre Geschichte gelesen und als Film bei Instagram präsentiert. Wir dürfen die bewegte Lesung auch hier präsentieren:

 

Griesbach, Corinna (Hrsg.), HIMMEL UND ERDE. Die Bilder Tatjana Freys

NOVA 30 + Michael Schmidt: Faith Healer

Borison hatte eine lange Reise hinter sich. Quer durch die Galaxie, immer auf der Suche nach dem letzten der Teenage Idols. Als würde dieser Borison absichtlich ausweichen, kam er immer erst zu einem beliebigen Ort, wenn der Idol schon wieder weg war, und oft genug glaubte er, einem Phantom aufgesessen zu sein, dass es weder den Planeten Idols gab, von dem niemand wusste, wo er sich befinden sollte, noch dass einer der sagenumwobenen Faith Healer wahrhaft existierte. Bisher waren die Faith Healer wie Rauch gewesen: aus der Entfernung schienen sie Substanz aufzuweisen, doch je näher man ihnen kam, desto mehr lösten sie sich in Wohlgefallen auf. Aber hier, im Galactic Pot Healer, der Raumstation der Abartigkeit, war er fündig geworden …

NOVA 30 – das Jubiläum

Ein neues Baby ist im Haus

Eine Reminiszenz wurde erkannt

Carsten Kuhr bespricht Dieter Bohns »Zef’ihl« auf phantastiknews.de:

Dies mag auch damit zusammenhängen, dass ich vergleichbare Werke in meiner Jugend verschlungen habe. Gar viele Autoren wandten sich damals dem Topic des auf einem archaischen Planeten gestrandeten Raumschifffahrers zu, begleiteten diese dabei, den Wilden die Vorteile der Zivilisation näher zu bringen, beziehungsweise an dieser Aufgabe zu verzweifeln. Vermitteln Sie einmal einem mittelalterlichen Bauern die Vorteile einer Kanalisation, oder versuchen Sie vergessenes, weil weder in der Lehrstunde aufgepasst noch je gebrauchtes Wissen über Festungsbau, Waffenkunde, Chemie oder Medizin zu vermitteln. Eine wahre Sisyphus-Arbeit mit einigen unfreiwillig komischen Aspekten.
Nun, Dieter Bohn reiht sich in diese Phalanx an Verfassern mit entsprechenden Werken ein und er hat mich gut unterhalten. Ein paarmal holpert es sprachlich ein klein wenig; dem Text hätte eine Straffung und eine Streichung der Sklavinnen-Szenen allerdings gut zu Gesicht gestanden.
Dennoch, eine bemerkenswert gute Reminiszenz an frühere Vorbilder, die eigenständig daherkommt und letztlich gut, spannend und angereichert mit ein wenig Humor unterhält.

Mehr unter: https://www.phantastiknews.de/index.php/rezensionen/21562-dieter-bohn-der-zef-ihl-der-vom-himmel-fiel-buch

Bohn, Dieter, Der Zef’ihl, der vom Himmel fiel

 

NOVA 30 + Wolf Welling: »Zwei gehen rein …«

Was ist das für ein Ich, das mir da gegenübersteht? Durch das 4-D-Verfahren körperlich fast identisch, gleiche Persönlichkeitsstruktur, okay, aber in dem halben Jahr seit seiner Erschaffung hat sich sein Gehirn anders entwickelt als meines. Plastizität des Gehirns und Neurogenese, hat mir Papa Zero erklärt. Insofern sind wir geistig und charakterlich nicht identisch, eher wie eineiige Zwillinge, die in unterschiedlichen Milieus aufwuchsen. Und so etwas erzeugt ein starkes Gefühl der Verbundenheit. Der dort, den ich töten soll, den ich töten muss, er ist ein Stück von mir.

NOVA 30 – das Jubiläum

Ein neues Baby ist im Haus

Die Storys in NOVA 31

Inzwischen steht fest, welche Kurzgeschichten … hm, welche literarischen … hm … belletristischen Texte in NOVA 31 veröffentlicht werden. Die Reihenfolge der Storys wird sein:

  • Maike Braun »Die Retardierten«
  • C. M. Dyrnberg »Fast Forward«
  • J. A. Hagen »Am Scheideweg«
  • Lars Hannig »Ein Shoppingmall-Sonnenaufgang«
  • Karsten Kruschel »Unverbaubarer Blick auf die Bucht«
  • Dirk Alt »Die Chimäre«
  • Thomas Grüter »Der Gast«
  • Frank Neugebauer »Biofilm 1983«

Dazu gibt es eine Gaststory von Iván Molina (Costa Rica) mit dem Titel »Deutsche Einsamkeit«, sowie eine Novelle von Michael K. Iwoleit, betitelt »Briefe an eine imaginäre Frau«.

Aufgrund des diesmal recht voluminösen Storyteils wird Thomas Siebers Sekundärteil diesmal ein wenig kleiner ausfallen.

IKEBANA baut BRÜCKEN

Ikebana auf der Bundesgartenschau zu Erfurt 2021

Ayako Graefes »Ikebana – Geist und Schönheit japanischer Blumenkunst« war und ist unser erstes Buch, und es ist nach wie vor die Nummer 1 bei Umsatz und Absatz in unserem Verlag. Deshalb ist es uns ein Vergnügen, auf eine Veranstaltung zum Thema hinzuweisen, auf eine japanische Blumenkunstausstellung, die unter dem Titel »IKEBANA baut BRÜCKEN« im Rahmen der Bundesgartenschau 2021 in Erfurt stattfinden wird. Näheres ist dem im Folgenden abgebildeten Flyer zu entnehmen.

Noch ausnahmsweise: Eine besondere Seelenreise durch München!

Bisher haben wir das nicht so oft gemacht – Rezensionen zu veröffentlichen –, das wird sich aber ändern. Einen Anfang macht eine Rezension, die der Benutzer »Fennek« (der Name der real existierenden Person dahinter ist der Redaktion bekannt; es handelt sich nicht um eine Gefälligkeitsrezension) bei Amazon eingestellt hat und die wir hier – auch zu Dokumentationszwecken – vollständig abbilden möchten:

Tiny Stricker hat vor vielen Jahren die deutsche ROAD NOVEL quasi erfunden, eine faszinierende Spielart der Popart, die weit über gute Unterhaltung hinausführt, uns Leser quasi mitnimmt in die Seele einer Reise, eines Landes, einer Gesellschaft. Und mit seinem neuesten Buch U-BAHN-REITER setzt er dies ganz aktuell und treffend analytisch für eine Stadt fort – am Beispiel München. Erlebt auf zahllosen, das Geschehen und die Mitreisenden exakt beschreibenden und interpretierenden U-Bahn-Fahren durch das Labyrinth der Stadt, hineinfühlend ins Labyrinth ihrer Menschen.

Der erste Satz des Buches beschreibt auch gleich den Ansatz: „U-Bahn-Fahrten, manchmal und zu bestimmten Stunden war es wirklich ein Eintauchen in eine andere Welt, eine Art Eleusis, einen Raum der Seele, die Stationen schon verwunschene, überwachsene Tempel … Natürlich muss die Rush Hour vorbei sein, eine gewisse Einsamkeit muss sich in den Ecken, im milden Licht der Abteile ausbreiten.“
Und der Autor setzt diese Reise für uns in einer wunderbar exakten, akribisch beschreibenden und dennoch auch fantasievoll träumen lassenden Weise textlich und sprachlich um – ein Genuss beim Lesen! Man wird unwillkürlich hineingesogen in dieses spezielle PEOPLE WATCHING und Aufsaugen der vielfältigen Eindrücke und Beobachtungen. Man IST DABEI, spekuliert unwillkürlich mit über das zu sehende ringsum, wird zum mitdenkenden und mitfühlenden Voyeur im positiven Sinne – denn man durchbricht automatisch, mit Tiny Stricker zusammen, die Barriere der Gleichgültigkeit, des Ignorierens unserer Umgebung, unserer Mitreisenden. Wird zum sehenden, staunenden Teil des Ganzen.
Die Dichte der Eindrücke, erschaffen durch ein buntes, facettenreiches Kaleidoskop an perfekten Beschreibungen, immer genau die richtigen Worte jeweils findend, ist beeindruckend.
Warum mich dieses Buch vielleicht ganz besonders berührt?
Ich habe inzwischen über zwanzig Jahre selbst in München gelebt, immer mit einer MVV-Jahreskarte unterwegs, fast täglich, fast immer auch mit der U-Bahn… und immer auch OHNE aufs Smartphone zu starren, sondern beobachtend, offenen Auges für die Menschen und Bilder ringsum, das Spiel der Lichter und der Schatten, dem Offenkundigen und dem vielleicht Erahnbaren. Der Reichtum von Tiny Strickers Beobachtungen erweckt vielleicht auch genau deshalb die eigenen Erinnerungen, lässt eine Saite mitschwingen, die das eigene Leben mit seinen Schilderungen in Resonanz bringt. Herrlich!
Aber auch wer nicht selbst so durch München oder eine andere urbane Infrastruktur reist, wird gefesselt sein von dem gezielten, forschenden Blick, der erweiterten Perspektive, die sich in U-BAHN-REITER erschließt.
Dieses Buch öffnet eine Tür für alle, die hinter die vorbeihuschenden Irrlichter der U-Bahn-Tunnel und das Gewirre der U-Bahnhöfe sehen wollen, hinein in die Seele der Stadt, die sich gerade hier präsentiert.
Ich könnte noch weiter schwärmen, aber besser ist es, selbst hineinzulesen.
Tiny Strickers neues Buch bekommt meine absolute Leseempfehlung.
Schenkt euch diesen so besonderen Genuss!

Autor: Fennek | Bewertung: 5 Sterne | Quelle

Stricker, Tiny, U-BAHN-REITER