Muß ich ein schlechtes Gewissen haben, sehr geehrte Leserinnen und Leser – von denen einige wie ich hoffe, meine E-Mail als potentiell Interessierte lesen -, wenn es sich bei der im folgenden kommunizierten Einladung zu einer Veranstaltung nicht um einen Beitrag zur deutschen Zeitenwende handelt, sondern um schlichte Kultur (obwohl es in dieser szenischen Lesung um den Teufel geht)?
Am Mittwoch, den 16. April d. J., werde ich in meiner beruflichen Funktion des Schauspielers
im Haus der Theatergemeinde Bonn
(Bonner Talweg 10 / 53113 Bonn)
eine szenische Lesung zelebrieren mit dem Titulus:
Von Dr. Johann Fausten und weiteren Teufelspaktierern
Ich teufele an diesem Abend anhand dieses Themas durch die Weltkultur der Teufel*innen und jenen, die mit ihnen anbandelten, und ich veranstalte diese szenische Lesung absichtlich wenige Tage vor dem Osterfest, da ich einerseits ein Heide bin und ich hoffe, daß in diesem Zusammenhang den an Kultur interessierten Menschen der Goethesche „Osterspaziergang“ aus dem ersten Teil seiner Tragödie „Faust“ im Gedächtnis echot: „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche … Sein Leben lang beschäftigte sich Goethe mit der Tragödie über diesen historisch verbürgten Quacksalber, Zauberer, Schwarzkünstler, Teufelsbündner – was genau er war, weiß man nicht –, der um 1480 geboren bis vermutlich 1541 ein Wanderleben durch viele Städte führte und etwa 1532/1533 sogar in der Kölner Gegend wirkte. Der Schriftsteller Waleri Brjussow lässt in seinem Roman „Der feurige Engel“ den Protagonisten Ruprecht dortselbst Bekanntschaft mit einem gewissen Johann Georg Faust und seinem Begleiter Johann Müllin, der sich Mephistopheles nennt, schließen.
Aber die Idee des Teufelsbündners tritt nicht erst mit Goethes „Faust“ in unsere Welt. Solche Charaktere bilden eine bis in die fernste mythische Vergangenheit zurückreichende Kette, denn seit Menschen über die Erde wimmeln, versuchten sie immer wieder, mit unerlaubten Mitteln Vorteile zu erringen oder nach Erkenntnissen zu gieren, was die Welt im Innersten zusammenhält.
Mit dem Aufkommen der Religionen kamen verschiedenartige Teufel in die Welt, und auf Vorteile jeglicher Art besonnene Menschen standen im Verdacht, auch ein Bündnis mit ihnen, dem Bösen, dem Schaitan, dem Beelzebub und anderen einzugehen, um solches zu erreichen. Faust ist in unserer Mythologie die Urgestalt eines solchen Menschen – und es liegt in meinem sonderlichen Interessen begründet, dass ich mich Zeit meines Berufslebens mit eben diesen Teufelspaktierern beschäftigte und Aufschlussreiches fand in der erstmals 1587 gedruckten „Historie von Doktor Johann Fausten“, in Chrisopher Marlows „Die tragische Historie vom Doktor Faustus“, in Geschichten um Dr. Theophrast, um Albertus Magnus, um den Tannhäuser, in August Apels „Der Freischütz – eine Volkssage“, in Bulgakows „Der Meister und Margarita“ und diesbezüglich auch im Goetheschen „Faust“ (Thomas Manns Roman „Doktor Faustus“ wird das Thema einer späteren Veranstaltung sein, allerdings wollte ich dieses Werk in der Aufzählung nicht vergessen haben).
Preis: 19,- € (für Mitglieder der Theatergemeinde: 17,- €) inkl. Getränk;
um Voranmeldung wird gebeten: info@tg-bonn.de
Hiermit lade ich alle Interessierten herzlichst ein, mir an diesem Abend durch mein Zelebrat zu folgen!
Herzelichst,
der kleine Diabolo Thomas Franke