Am Ende wird doch alles gut

Es gibt Projekte, die laufen total unrund. Das Buch, das hier vorgestellt wird, wurde als Anthologieprojekt der Geschichtenweber schon 2012 gestartet, unter einer anderen Herausgeberin und nach vielen Kapriolen 2018 endgültig für gescheitert erklärt. Aber Marianne Labisch, die bei diesem Buch nun als Herausgeberin fungiert, schreibt  in ihrem Nachwort:
»Ich wusste, dass es für einige Autoren die allererste Veröffentlichung gewesen wäre und es tat mir leid, dass die nun gleich beim ersten Mal so auf die Nase fallen sollten. Und so stieg ich wieder ein, änderte ein paar Dinge am Setting und bat die Autoren um leicht abgeänderte Versionen ihrer Storys und suchte einen Grafiker für die Illustrationen, die mir für diese  wundervollen Geschichten vorschwebten, und einen Verlag, der beides zusammen ins rechte Licht rücken konnte.«
Und dieses Motiv war nicht nur ehrenhaft, sondern auch erfolgreich. Ein Grafiker wurde in Gerd Scherm gefunden, ein Verlag in unserer p.machinery – und das resultierende Gesamtwerk kann sich haptisch, optisch und inhaltlich in jeder Form sehen lassen.

Das Buch selbst lässt sich am ehesten dem Genre der Fantasy zuordnen, aber die orientalen Merkmale der Geschichten überwiegen klassische Fantasyelemente bei Weitem. Die seinerzeit geplante Anlehnung der Geschichten an die Geschichten aus Tausendundeiner Nacht ist erkennbar, aber nicht die eigentliche Hauptsache. Vielmehr erinnert das Flair mancher Geschichte eher an Karl Mays Storys um Kara Ben Nemsi und seine Freunde.

Labisch, Marianne (Hrsg.), DIE GOLDENE FEDER. Geschichten aus dem alten Orient

Knuffig

Als knuffig stufen wir diese Geschichte ein, obwohl sie noch viel mehr ist. Der Klappentext:

Die Mutter der zwölfjährigen Wanda ist schwanger, die Geburt steht kurz bevor. Ständig hört Wanda ihre Eltern darüber reden, was für die Zukunft ihres Geschwisterchens noch alles zu planen ist. Und wie wenig Zeit dafür bleibt.
Als bei ihrer Mutter dann die Wehen einsetzen, ist das Chaos perfekt: Wanda beschließt, die Zukunft ihres Brüderchens selbst in die Hand zu nehmen, da ihre Eltern vorerst für diese Aufgabe ausfallen.
Sie nimmt ein Abenteuer durch die Bildungslandschaft Berlins in Angriff und erlebt witzige, lehrreiche, aber auch unschöne Momente. Ihr zur Seite steht Lenny, ein alter Schulfreund, der schnell mehr als ein einfacher Begleiter für sie wird. Die Zeit bei ihrem Vorhaben drängt jedoch, denn Wanda muss bis zur Geburt ein Versprechen einlösen …

ist in vollem Umfang aussagekräftig, ohne zu spoilern. Die Geschichte sprüht vor Charme und witzigen, kleinen Einfällen. Und unserer Ansicht nach eignet sie sich nicht nur als Jugendbuch – als das wir es nicht nur auf dem Titel eingestuft haben –, sondern für Leser jeden Alters, die Spaß an jugendlichen Abenteuern haben.

Fink, Stella, Mission Brüderchen

 

Fleißiger Autor

Udo Weinbörner als fleißigen Autor zu bezeichnen, trifft es. Die Gelegenheit, eine Sammlung seiner Geschichten aus den verschiedensten Genres –  darunter natürlich auch Science-Fiction, wie sich das für die p.machinery gehört – zu veröffentlichen, konnten wir uns nicht entgehen lassen. Umso mehr, als dass da eine Kooperation mit einem Lions Club ins Haus stand. In der Sammlung sind Preisträgergeschichten ebenso enthalten wie eine Erstveröffentlichung, die anlässlich dieses Buches entstand. Die Bandbreite dieser Geschichten aus immerhin vierzig Jahren schriftstellerischen Tuns ist mindestens so groß wie die seines Gesamtwerkes. Da gibt es viel zu lesen, zahlreiche Anregungen auch, zu vertiefen. Und wer weiß, vielleicht beteiligen wir uns sogar daran … irgendwann …

Weinbörner, Udo, Bei Sonnenaufgang sind wir zurück

Episoden aus einer besonderen Welt

Peter Kiefer ist einer unserer immer gern veröffentlichten Autoren, auch wenn man ihn nicht als Massenproduzenten bezeichnen kann. Was von Vorteil ist. Denn das, was er schreibt, ist immer etwas Besonderes. die Bezeichnung »Kleinod« wird man uns vermutlich im Hals herumdrehen, aber für uns passt sie.
Das neue Buch ist ein Episodenroman, in dem die Geschichte eines kleinen Ortes und seiner Menschen erzählt wird, eine Geschichte, die kein echtes Happy End vorweisen kann, denn die Existenz des kleinen Ortes ist nicht von Dauer. Die Menschen indes reflektieren ein besonderes Bild unserer Gesellschaft, beeinflusst vom ländlichen Charakter ihres Lebens, beeinflusst auch von Impulsen und Einflüssen von außen. Der Autor bezeichnet das Buch als »fantastischen Theaterreigen« – und mit ein wenig Aufwand ließe sich das Buch ganz sicher auch zu einem Theaterstück umarbeiten.

Kiefer, Peter, LANDLÄUFIG. Die Welt hinterm Acker

Märchen zugetan

Sebastian von Arndts Geschichten sind eindeutig fantastischer Provenienz, aber sie tendieren gerne in Richtung Fantasy – oder besser noch: Märchen. Sein erster (und bislang einziger) Roman in unserem Programm – »Die letzte Saat« – erschien vor beinahe zehn Jahren im März 2012 als Band 7 der inzwischen eingestellten Fantasy-Reihe. In seinem neuen Werk geht es einmal mehr märchenhaft zu und kundige Stimme hat die aus der Sicht von vier jugendlichen Charakteren erzählte Geschichte als »bezaubernd« bezeichnet.

von Arndt, Sebastian, Wächter der Verbotenen

Auch kleine Werbung ist kein Mist

René Moreau, bekannt als Verleger von EXODUS und COZMIC, ist ja der Hauptschuldige daran, dass das Buch »Unter den Sternen von Tha« von Heribert Kurth erscheinen konnte, denn er hat das Manuskript vermittelt. Eine clevere Idee. – Aber nicht nur deshalb machen wir gerne Werbung für seine Publikationen, und hier geht es mal vorrangig um COZMIC, ein lesens- und sehenswertes Comicmagazin in hochwertiger Aufmachung als Hardcover. Im Podcast vom Splitter Verlag hat er im SplitterCast 22 mit Michael Vogt ausführlich über COZMIC gesprochen – und bei etwa 1:18:00 auch Heriberts Buch erwähnt. Danke, René.

  • SplitterCast 22 mit René Moreau und Michael Vogt: hier.
  • EXODUS im Netz: hier.
  • COZMIC im Netz: hier.
  • Infos zu Heribert Kurths Buch: hier.

The Day After

Das ist nicht nur ein Film, sondern in der Regel auch ein Fakt. Und hier ist es der Tag nach Thomas Le Blancs 70. Geburtstag. Zu dem wir uns fast ein wenig unabsichtlich noch ein Buchgeschenk gegönnt haben. Eigentlich sollte die Sammlung frischer und unveröffentlichter Kürzestgeschichten, deren Veröffentlichung der Phantastischen Bibliothek in Wetzlar zugutekommen soll und wird, deutlich früher erscheinen, aber wie so oft laufen die Dinge nicht immer so, wie sie sollen. Aber immerhin ist mit diesem Buch hier ein zweites Geburtstagsgeschenk gelungen:

Frambach, Sabine & Focke, Kai (Hrsg.), STAUBKORNFEE TRIFFT ICH-MASCHINE

Mit 70 geht es erst los

Heute hat er Geburtstag, einer der deutschen Pioniere der kurzen Kurzgeschichte, der Kürzestgeschichte. Nein, nicht Herbert W. Franke ist gemeint, vielmehr Thomas Le Blanc, der Gründer der Phantastischen Bibliothek in Wetzlar und »Erfinder« der »Phantastischen Miniaturen«, von denen mittlerweile deutlich mehr als 50 Bände erschienen sind. Unsere p.machinery gratuliert dem Chef der größten deutschen Sammlung fantastischer Literatur zum 70. Geburtstag am heutigen 13. August – und wie inzwischen bei uns üblich, haben wir uns dazu gemeinsam mit drei Herausgebern und zahlreichen Autoren etwas einfallen lassen:

Niehaus, Monika, Weigand, Jörg & Karla (Hrsg.), PHANTASTISCH! PHANTASTISCH!

Fuchs, du hast das Buch gelesen

»Ein besonderes Buch« betitelt Dieter R. Fuchs seine Besprechung des »U-Bahn-Reiter« von Tiny Stricker, die jüngst auf »ohfamoos« erschienen ist (konkret: hier).

Seine Besprechung macht in der Tat Lust auf mehr. Er schreibt zum Schluss:

»Ich traf Tiny inzwischen nochmals, durfte ihn näher kennen und schätzen lernen. Deshalb darf ich mir das Fazit erlauben, dass sein U-Bahn-Reiter ein zutiefst authentisches Buch ist. Der Detailreichtum ist nicht nur durch akribische Beobachtung und intellektuelle Durchdringung geprägt, sondern spiegelt auch die weltläufige Sicht des Menschen Tiny Stricker auf seine Mitmenschen wider. Mich hat das nach der Lektüre motiviert, ihm in diesem positiven Sinne nachzueifern, mir also wache Augen und ein offenes Herz zu bewahren, auch während trivialer Momente wie bei einer U-Bahn-Fahrt.«

Und der Fuchs, der schlaue, endet mit den Worten: »Deshalb meine nachdrückliche Empfehlung hier, gönnt euch diese kleine gedankliche Reise, es lohnt sich und geht über gute Unterhaltung weit hinaus!«

Wie schön. Das finden wir auch.

Stricker, Tiny, U-BAHN-REITER

Outpost: Mehr Lust

Auf Amazon verschwinden ja gerne mal Rezensionen, spätestens, wenn die Amis mal wieder Tabula rasa machen, um Fakes zu vernichten. Deshalb hier eine Besprechung (5 Sterne!) von Ralf Boldt als Backup (denn wir löschen nicht Tabula rasa):

Kurzgeschichten, die Lust auf mehr machen

2. August 2021

Schon der Klappentext macht neugierig. Outpost ist die Fortsetzung des Erzählungsbandes „Dunkle Sonne“, der im Jahr 2003 den Deutschen Phantastik Preis als beste Original-Kurzgeschichten-Sammlung belegt hat.
Neben einer Erstveröffentlichung finden sich im Band neu überarbeitete Stories, die bisweilen vor mehr als dreißig Jahren erschienen sind.
Und der Leser sieht, dass der Autor auch schon vor langer zeit zu Beginn seiner schriftstellerischen Karriere gute Ideen gehabt hat und diese auch sprachlich gut umsetzen konnte. Es ist aber auch zu sehen, dass sich Gerd Frey weiterentwickelt hat. Die neueren Geschichten wirken runder und geschliffener. Spannend sind die älteren aber dennoch, weil sie eine kurze prägnante Sprache auszeichnet. Ein wenig erinnern diese an die Ultra-Kurzgeschichten des Altmeisters Herbert W. Franke.
Die Stories sind sehr unterschiedlich. Einige erzählen mehr, andere zielen auf ein überraschendes Ende. „Saatzeit“ als Beispiel erzählt von einem Vorfall auf dem Mars, der aber auch Auswirkungen auf die Erde haben kann. Diese Geschichte ist kurz und präzise. Die Umgebung oder auch die Personen werden nicht ausführlich beschrieben. Das in eine bestimmte Richtung zielende Ende ist das wichtigste.
„Der Abfallverkäufer“ ist die längste Story und erzählt humorig von einem interstellaren Abfallverkäufer. Seine Kunden wollen ihn immer übervorteilen, doch zum Schluss siegt seine Bauernschläue.
„Der Skulpturengarten“ erzählt von einem Alien, das sein Fortbestehen auf besondere Art und Weise sichern muss.
Die Geschichten in diesem Band machen Spaß. Wer Lust auf außergewöhnliche Ideen, die in meist sehr kurzer Form umgesetzt werden, hat, ist hier gut bedient. Gerd Frey versteht es, die Science-Fiction mit seinen Geschichten zu bereichern und beherrscht die kurze Form wie nur wenig andere. Und dies in einer Zeit, wo nur wenige Collections und Anthologien erscheinen und das Hauptaugenmerk auf ausgedehnte Prosa zu liegen scheint.

Frey, Gerd, OUTPOST, Dunkle Sonne 2