Neunzig

Über Rainer Erler viel schreiben zu wollen, käme dem Versuch gleich, Eulen nach Athen zu tragen. Wer Rainer Erler und sein Werk – sowohl das filmische als auch das schriftstellerische – nicht kennt, dem ist eigentlich nicht zu helfen. Rainer Erler hat das deutsche Fernsehen und Kino mit seinen beinahe prophetischen Werken geprägt und Spuren hinterlassen, die selbst die Herren Roland Emmerich und Peter Fleischmann in dieser Form nicht bieten können. Nicht in dieser Form, wohlgemerkt. Erlers »Blaues Palais« ist ein ebensolcher Meilenstein wie sein »Fleisch«, sein »Plutonium«, seine »Operation Ganymed« und wie seine Filmwerke alle heißen. Und er hat ja diese Filme – und viele andere – nicht nur gemacht, sondern oft auch die Geschichten zwischen Buchdeckel gebracht, mit Verlegerhilfe freilich.

Es ist uns eine Freude, dass wir Rainer Erlers Science-Fiction-Romane neu auflegen dürfen; »Das Blaue Palais« ist als AndroSF 183 vor Kurzem erschienen. Und es ist uns nicht nur eine Freude, sondern auch ein Bedürfnis, Rainer Erler zu seinem morgigen neunzigsten Geburtstag zu gratulieren, den er als coronabedingt in Australien Gestrandeter in Perth, aber durchaus im Kreise seiner Familie und Freunden feiern wird.

Schorm, Rainer & Weigand, Jörg (Hrsg.), DIE ZUKUNFT IM BLICK

Heldengeschichten

Dirk C. Flecks neues Buch »HEROES« präsentiert fünfzig Geschichten um Menschen, die »sich dem systemimmanenten Wahnsinn unter hohen Risiken entzogen oder widersetzt und für eine Gesellschaft gekämpft haben, deren Zusammenhalt durch Toleranz und Verständnis geprägt ist«. Fleck hat gezielt solche Namen ausgewählt, von denen man nicht tagtäglich gelesen hat und liest, deren Leben und Wirken nicht allgemein bekannt sind. »Seine ›Helden‹ sind Menschen, die unser aller Leben verändert haben. Persönlichkeiten, die auch ohne PR-Abteilung lebensfähig waren oder sind, solitäre Juwelen, die in gestalteten Leben zu dem wurden, was ihnen vorbestimmt war«, schreibt Dirk Pohlmann. Wie auch immer – die grundverschiedenen Schicksal durchaus auch noch lebender Persönlichkeiten sind beeindruckend und bemerkenswert.

Fleck, Dirk C., HEROES

Mehr Malta

Auch wenn die Reihe »ErlebnisMalta« immer noch ein wenig wie eine »Anke-Jablinski-Reihe« wirkt – es gibt halt in Deutschland nicht sehr viele Autoren zu diesem Themenkreis –, gibt es keinen Grund, sie nicht fortzuführen. Ihr viertes Buch in unserer p.machinery umfasst vier Kurzgeschichten erotischer Ausprägung, die auf Malta und Gozo spielen und unter anderem den vier Jahreszeiten gewidmet sind.

Jablinski, Anke, MALTEROS

Der Wilde Westen trauert

Es ist Monate her, da Dietmar Kuegler ganz überraschend diese Welt verlassen hat – Anfang Dezember 2022 erschütterte sein Tod seine Freunde, die Mitarbeiter seines Verlages und seines »Magazin für Amerikanistik« und alle, die ihn kannten. Dietmar Kuegler gilt als der deutsche Fachmann für die Geschichte der amerikanischen Pionierzeit schlechthin. Er schrieb zahlreiche Western – Serien wie RONCO und LOBO sind bekannt – und er verlegte in seinem Verlag für Amerikanistik mit Sitz auf Föhr in Nordfriesland einschlägige und wissenschaftliche Schriften zum Thema.

Dietmar Kuegler spielte für die p.machinery keine herausragende Rolle. Einige Beiträge in Anthologien stammten von ihm. Und dennoch war es uns ein Anliegen, seiner Person zu gedenken, denn möglicherweise wird das in dieser Form sonst niemand tun. Und das wäre schade. Und traurig.

Roth, Karl Jürgen, Weigand, Karla & Jörg (Hrsg.), AMERIKA! AMERIKA!

Franke covert Franke — die Derniere

Die Präsentation der Science-Fiction-Werkausgabe des Schriftstellers Herbert W. Franke,
sowie der Holzstichcollagen des Malers/Grafikers/Buchgestalters Thomas Franke samt G’schwätzle und Lesung des Schauspielers
am Mittwoch, den 23. August, ab 19.30 Uhr
in der Altstadtbuchhandlung: Büchergilde
(Breite Straße 47, 53111 Bonn, Tel. 0228-636750).

Der Eintrittspreis beträgt 9,00 Euro (incl. Getränke), damit der Künschteler auch existieren sowie das eine und das andere Bier trinken kann.

Franke covert Franke

Zur Finissage der Ausstellung der Holzstichcollagen,
die Thomas Franke für die Science-Fiction-Werkausgabe
des Schriftstellers Herbert W. Franke schuf.

Herbert W. Franke (1927–2022) war einer der bedeutendsten Science-Fiction-Autoren deutscher Sprache und einer der verkanntesten. Seine Beschäftigung mit Computergrafik und Computerkunst schon in den frühen 70er-Jahren, als an die heutige Verbreitung der kleinen Maschinen noch nicht zu denken war, verhalf ihm sein Sinn für das Unerwartete, Erstaunliche und Wunderbare, dazu, die Möglichkeiten technischer Entwicklungen auszuloten und in utopische Geschichten zu übersetzen. »Die Räume des Handelns und Erlebens, die mit moderner Technik auf der Basis der Naturwissenschaft erschlossen werden, sind weitaus fantastischer als alle Hexen, Monster und Zauberer aus der Märchen- und Sagenwelt.« Der Verlag p.machinery ediert seit 2014 die mit mehr als 30 Bänden geplante, von Dr. Hans Esselborn und Ulrich Blode herausgegebene wohlfeile Gesamtausgabe des Science-Fiction-Werkes Herbert W. Frankes.

Thomas Franke, weder verwandt noch verschwägert, hat die Buchcover zu dieser Werkausgabe entworfen. Einige dieser unverwechselbaren Holzstichcollagen, mit denen er die Geschichten seines Namensvetters interpretiert, waren in der Ausstellung „Franke covert Franke“ zu sehen.

Am Mittwoch, den 23. August, ab 19.30 Uhr, wird Thomas Franke diese Werkausgabe, die sowohl in einer Softcover-Version als auch in limitierter Hardcover-Sammlerausgabe erhältlich ist, in der Bonner Altstadtbuchhandlung vorstellen. Da sein zweiter Beruf der eines Schauspielers ist und er über viele Erfahrungen mit dem lockeren Vortrag von Literatur verfügt, trägt er einige seiner Erzählungen vor, berichtet er davon, wie er Herbert W. Franke kennenlernte und erzählt über seine Arbeit für die Buchausgaben.

Thomas Franke (*1954 in Köthen im heutigen Sachsen-Anhalt) studierte an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle freie Malerei und grafische Techniken. Später folgte sein Schauspielstudium an der Berliner »Ernst-Busch-Akademie« und dem Staatlichen Institut für Theater und Schauspielkunst in Moskau. Seit dem Jahr 1984 lebt Franke in Westdeutschland, wo er zunächst vorwiegend als Schauspieler tätig war. Bereits von der DDR aus hatte er für den Suhrkamp-Verlag als Grafiker gearbeitet und die »Phantastische Bibliothek« mitgestaltet. Für diese Arbeit sowie für weitere Werkzyklen wurde er in den Jahren 1981, 1982, 2006 und 2012 mit dem »Kurd-Laßwitz-Preis für fantastische Grafik« ausgezeichnet. International bekannt wurde Franke als Grafiker und Gestalter von Büchern von Stanislaw Lem, Arkadi und Boris Strugatzki oder Phillip K. Dick.

Ich lade alle Interessierten zu diesem heftiglichen Event ein und verspreche einen interessanten Abend.

Vorerst grüße ich aufrecht und herzlichst:
Thomas Franke

Tales of Science Vol. 2 – eine Ausschreibung

Paten aus der Wissenschaft gesucht!

Häufig denkt man, dass sich hinter dem Label Science-Fiction nur Raumfahrtschlachten verbergen, die schnell langweilen können, dabei ist das Feld wesentlich größer und nicht selten nimmt die Fiktion Entwicklungen vorweg, die tatsächlich so oder so ähnlich später stattfinden.
Ich möchte im zweiten Band der »Tales of Science« gerne die Entwicklungen, an denen die Wissenschaft heute arbeitet, weiterspinnen und daraus spannende Kurzgeschichten entstehen lassen.
Dazu suche ich Wissenschaftler, die bereit sind, sich von Autoren über die Schulter blicken zu lassen. Zeigen Sie, woran Sie arbeiten, was es für Probleme gibt, wo Sie hinwollen, wer Sie unterstützt und was für »Zufallsprodukte« vielleicht dabei abfallen. Wir alle können inzwischen mit den Tools umgehen, die es uns ermöglichen, uns per Videokonferenz auszutauschen, aber es ist natürlich auch möglich, dass Sie die Autoren in Ihre Labore einladen, sofern eine räumliche Nähe gegeben ist.
Der Autor soll so von Ihrer Arbeit zu einer Geschichte inspiriert werden, die Sie nach der Fertigstellung bitte lesen und auf Plausibilität überprüfen sollten. Könnte es mit ein wenig Fantasie so kommen, wie der Autor es beschreibt? Wäre es technisch machbar? Gibt es Schwachpunkte oder unfreiwillig komische Stellen, die jeder Wissenschaftler sofort sieht? Wenn die Geschichte dann fertig ist, werden Wissenschaftler und Autor als Autorenpaar genannt.

Natürlich bin ich auch offen für Wissenschaftler, die selbst eine Geschichte verfassen möchten.

Erscheinen wird die Anthologie bei p.machinery, einem Kleinverlag, mit dem ich seit Jahren zusammenarbeite und bei dem auch Teil 1 erschienen ist.

Wenn die Pärchenfindung so schnell verläuft, wie ich mir das wünsche, wird die Anthologie im Mai 2025 erscheinen. Um das realisieren zu können, sollten die Geschichten bis zum Jahresende 2024 bei mir eingereicht werden.

Bitte verbreiten Sie diesen Aufruf in Ihrem Netzwerk. Ich suche 20 Wissenschaftler, die an diesem Projekt mitarbeiten möchten. Bitte schicken Sie mir eine Mail an »mariannelabisch(at)gmail.com« und lassen mich in einem kurzen Pitch wissen, woran Sie arbeiten.

Jeder, der sich beteiligt, erhält weder Ruhm noch Reichtum, aber ein Belegexemplar wird es auf jeden Fall geben.

Ich freue mich sehr auf viele spannende Projekte.

Liebe Grüße
Marianne Labisch

Der Neuigkeitenbrief der p.machinery, Ausgabe 03 – 01. August 2023

Raritätenkabinett

  • Ein kleinerer (Rest-) Bestand des Ausstellungskatalogs »MUNDUS PARALLELUS« von Thomas Franke aus dem Jahre 2010 ist aus den Tiefen geheimnisvoller Archivstandorte an das Licht der Welt emporgestiegen … – Der Katalog enthält Textbeiträge von Thomas Franke (Selbstporträt), Wolfgang Jeschke, Jutta Reucher & Jutta Baden sowie René Moreau (in einem Gespräch mit Thomas Franke). – Wesentlicher Inhalt jedoch sind Thomas Frankes Bildtafeln, als da wären: solche aus den Zyklen »Die Wissenschaftler«, »Ein-Mond / Zeitmaschine« und »Zeitmaschine« sowie zur bibliophilen Ausgabe der Novelle »Northern Gothic« von Nick Mamaras; dazu das »Arche-Opteryx-Ritual«, »Begegnung mit einem Marsianer« und »Menschlich erschienend«.
    Den Band gibt es für 15 Euro in der p.machinery, auch im Buchladen. Die Auflage ist begrenzt, wir wissen allerdings noch nicht, wie viele Exemplare überhaupt zur Verfügung stehen. Hier in Winnert lagern erst mal 25 Stück, weitere 25 Stück sind schon aufgetaucht. Wer weitere Details (und das Titelbild sowie eine Beispielgrafik) sehen möchte, findet sie hier: https://www.pmachinery.de/?p=10555.

Neuigkeiten

  • Früher als erwartet kam Band 74 »Außer der Reihe« aus der Druckerei ins Lager: Cornelia Morpers Arbeit über »Hokusai und Siebold« ist lieferbar und kommt als Hardcover im Format 210 x 210 mm für EUR 29,90 zum Kunden.
  • Veronika A. Gragers »Donauweibchen küssen härter«, eine Sammlung aus SF-, Fantasy- und Krimistorys, kommt in einigen Tagen aus der Druckerei und wird mit 192 Seiten für EUR 14,90 geliefert. Lieferbar ab 08.08.2023.
  • Lukas Verings »Air« ist Band 9 des Imprints »Zwischen den Stühlen« und präsentiert auf 496 Seiten (EUR 22,90) nicht nur eine ausgeklügelte Gesellschaftsutopie, sondern auch einen kräftigen Batzen Science-Fiction. (Das Buch wird dem DSFP-Komitee als Kandidat vorgestellt.) Lieferbar auch ab 08.08.2023.
  • Seit heute ist auch Ivan Ertlovs »Jenseits der Hoffnung« (AndroSF 162, 196 Seiten, EUR 15,90) offiziell lieferbar. Vorbestellbar waren Buch und E-Book schon länger – das war Teil eines Experiments, über das ich noch ausführlicher berichten werde (auf pmachinery.de). Die Geschichte gehört ins Genre Steampunk und zeigt Lovecraft-Einflüsse.

Am Horizont

  • Ein bisschen dauert es noch, bis der nächste Band der Franke-Werkausgabe erscheinen wird. »Jede Menge Leben« schließt als Band 32 der Werkausgabe an »Keine Spur von Leben …« an und präsentiert unveröffentlichte Hörspieltexte aus der Feder des SF-Meisters. Wird es wie immer als Paperback (304 Seiten, EUR 18,90) und Hardcover (EUR 27,90) geben. Die Version, die man bereits bei Amazon und anderen Internetbuchhandlungen bekommt, ist nicht die vom Schaltungsdienst Lange, weshalb in diesem Buch die Originalgrafik von Thomas Franke nicht als Ausklappseite, sondern nur stark verkleinert auf einer einfachen Buchseite vorzufinden ist. Ansonsten sind die Bücher natürlich identisch.

Abverkauf

  • Ein kleiner Nachtrag zum Neuigkeitenbrief 02: Ein Empfänger meinte, der Nachlass für einen einzelnen Titel (zur Erinnerung: 5 %) sei zu niedrig. Gut. Dieser Nachlass beträgt ab sofort 10 %. Die restlichen Rabatte bleiben gleich.
    Wer sich nicht mehr an die betroffenen Bücher erinnert, findet die Liste hier: https://www.pmachinery.de/archive/10539.

Die p.machinery-Bücher gibt es im Buchhandel um die Ecke (der Buchhändler sollte nicht nur über Libri bestellen), im Internet (und nicht nur bei Amazon) sowie im Buchladen des Verlags unter www.booklooker.de/pmachinery (Kauf auch ohne Registrierung = als Gast möglich).

Wir liefern versandkostenfrei (innerhalb der EU und der Schweiz) und mit Rechnung.

Weiter, weiter, immer weiter

Herbert W. Franke ist nicht mehr unter uns – und auch wenn dem so ist, gibt es keinen Grunde, seine Werkausgabe nicht fortzuführen. Und dies geschieht in diesen Tagen mit dem 32. Band der Werkausgabe, betitelt »Jede Menge Leben«, was in Anlehnung an »Keine Spur von Leben …« bereits darauf hinweist, dass es in diesem neuen – und vermutlich immer noch nicht letzten – Band um Hörspiele geht, und zwar um Hörspieltexte, die im Gegensatz zu einer ganzen Reihe anderer (und nicht nur in »Keine Spur von Leben …«) bereits veröffentlichter Texte die Existenz zwischen zwei Buchdeckeln noch nicht genießen durften.

Für eine Werkausgabe ist dieser Band ein Muss. Er erweitert die Textveröffentlichungen Frankes um bislang ungelesenes Material – und nicht jeder kann oder mag die alten Hörspiele noch einmal anhören, wenn sie überhaupt irgendwo verfügbar sind. (Sind sie bestimmt, z. B. in der Phonothek des Science Fiction Club Deutschland e.V.; aber es sind halt zwei Seiten einer Medaille – hörbares Spiel und lesbarer Text, und manch einer mag vielleicht beides gemeinsam goutieren.)

Für Thomas Franke war dieser Band eine kleine Herausforderung. Umgeben von den Unbillen des Lebens – andere Story, hier ist nicht der Ort – tat er sich nicht nur schwer mit dem Motiv an sich, auch die Tatsache, dass wir – die Herren Esselborn, Blode und der Verleger – ihm verheimlicht hatten, dass es am Ende der Werkausgabe noch deutlich über dreißig Bände hinausgehen würde, führte nicht zur großen Freude seinerseits. Denn die farbliche Gestaltung seiner Umschläge ging von einer dreißigbändigen Werkausgabe aus – nun sind wir bei Band 32, und es ist noch mit weiteren zwei Bänden zu rechnen. Aber gut – Herausforderungen sind dazu da, gewuppt zu werden, und Thomas Franke wäre nicht »Künschteler«, hätte er das Problem nicht elegant bewältigt.

Franke, Herbert W., JEDE MENGE LEBEN