Weiter, weiter, immer weiter

Herbert W. Franke ist nicht mehr unter uns – und auch wenn dem so ist, gibt es keinen Grunde, seine Werkausgabe nicht fortzuführen. Und dies geschieht in diesen Tagen mit dem 32. Band der Werkausgabe, betitelt »Jede Menge Leben«, was in Anlehnung an »Keine Spur von Leben …« bereits darauf hinweist, dass es in diesem neuen – und vermutlich immer noch nicht letzten – Band um Hörspiele geht, und zwar um Hörspieltexte, die im Gegensatz zu einer ganzen Reihe anderer (und nicht nur in »Keine Spur von Leben …«) bereits veröffentlichter Texte die Existenz zwischen zwei Buchdeckeln noch nicht genießen durften.

Für eine Werkausgabe ist dieser Band ein Muss. Er erweitert die Textveröffentlichungen Frankes um bislang ungelesenes Material – und nicht jeder kann oder mag die alten Hörspiele noch einmal anhören, wenn sie überhaupt irgendwo verfügbar sind. (Sind sie bestimmt, z. B. in der Phonothek des Science Fiction Club Deutschland e.V.; aber es sind halt zwei Seiten einer Medaille – hörbares Spiel und lesbarer Text, und manch einer mag vielleicht beides gemeinsam goutieren.)

Für Thomas Franke war dieser Band eine kleine Herausforderung. Umgeben von den Unbillen des Lebens – andere Story, hier ist nicht der Ort – tat er sich nicht nur schwer mit dem Motiv an sich, auch die Tatsache, dass wir – die Herren Esselborn, Blode und der Verleger – ihm verheimlicht hatten, dass es am Ende der Werkausgabe noch deutlich über dreißig Bände hinausgehen würde, führte nicht zur großen Freude seinerseits. Denn die farbliche Gestaltung seiner Umschläge ging von einer dreißigbändigen Werkausgabe aus – nun sind wir bei Band 32, und es ist noch mit weiteren zwei Bänden zu rechnen. Aber gut – Herausforderungen sind dazu da, gewuppt zu werden, und Thomas Franke wäre nicht »Künschteler«, hätte er das Problem nicht elegant bewältigt.

Franke, Herbert W., JEDE MENGE LEBEN

Steampunk, nachgelegt

Es war einmal eine Anthologie namens »NECROSTEAM«, herausgegeben von Detlef Klewer. Sie erschien als AndroSF 132 im Januar 2021. Benannt war sie als »Cthulhupunk«-Anthologie, was als Spezialversion des Steampunk gemeint war. Und ist. Steampunk mit Cthulhu. Steampunk mit Lovecraft.

Einer der teilnehmenden Autoren war Ivan Ertlov. Der in Australien lebende Österreicher ist ein Fleißiger, und so hat er nach seiner Geschichte in der »NECROSTEAM«-Anthologie noch einen ganzen Roman im Setting der Anthologie: »Jenseits der Hoffnung« ist nicht nur ein Stück Steampunk mit lovecraftschen Einflüssen, sondern auch eine Art Sittengemälde einer Zeit, die so nie wirklich stattgefunden hat, die man sich nach der Lektüre allerdings so gut vorstellen kann, als hätte es sie genau so und nicht anders gegeben.

Ertlov, Ivan, JENSEITS DER HOFFNUNG

 

 

Klare Leseempfehlung

Marianne Labisch hat Gabriele Behrends »Im Schatten der Hydrangea« rezensiert. Ihr Fazit:

Diese Frau ist mir so sympathisch, dass ich mit ihr leiden und hoffen kann. Eine Frau, der ich Zuspruch schicken und die ich umarmen möchte.
Es ist bestimmt nicht einfach, diese schwarzen Bilder zu zeichnen, ohne den Leser zu verschrecken, aber Gabriele Behrend ist das hier ganz vorzüglich gelungen. Sie schafft es sogar, einen Spannungsbogen zu ziehen, der einem das Weiterlesen zur Pflicht macht.
Ich spreche eine klare Leseempfehlung aus.

Behrend, Gabriele, IM SCHATTEN DER HYDRANGEA

 

Irodis‘ Sternenlinks

Der Autor Gerd Frey hat einige Links zu Besprechungen seines Werkes »Irodis’ Stern« zusammengestellt, als da wären:

Auf Instagram findet sich auch ein Buchtrailer.

Frey, Gerd, IRODIS’ STERN

 

Herbert W. Franke in Kiel

17. Juli 2023
Herbert W. Franke: art meets science
Vorträge, Ausstellung, Multimedia-Aufführung
Computermuseum Kiel

Im Themenabend „Herbert W. Franke: art meets science“ wird anlässlich des einjährigen Todestages am 16. Juli 2022 Frankes gleichermaßen umfang- wie facettenreiches Schaffen im Grenzbereich zwischen Wissenschaft und Kunst in einer Abendveranstaltung vorgestellt. In zwei Kurzvorträgen wird die Bedeutung von Frankes Schaffen eingeordnet: Die Kunsthistorikerin Dr. Heike Piehler präsentiert den bildenden Künstler als Pionier der algorithmischen Kunst. Der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Hans Esselborn stellt die Rolle des Schriftstellers Franke als Wegbereiter der deutschsprachigen Nachkriegs-Science-Fiction vor. Weiter zeigt eine Ausstellung Werke von Franke, mit denen der heute weltweit als Pionier der Computerkunst gefeiert wird. Als Höhepunkt des Abends wird das Astropoeticon im Mediendom der Fachhochschule Kiel erstmals in einer 3D-Kuppelprojektion gezeigt.



AndroSF – die SF-Werkausgabe Herbert W. Franke

 

Franke covert Franke (Erinnerung)

Thomas Frankes (Buchgestalter) Holzstichcollagen für die Gestaltung der Science-Fiction-Werkausgabe des Herbert W. Franke (Schriftsteller)

Herbert W. Franke (1927–2022) war einer der bedeutendsten Science-Fiction-Autoren deutscher Sprache und einer der verkanntesten. Seine Beschäftigung mit Computergrafik und Computerkunst schon in den frühen 70er-Jahren, als an die heutige Verbreitung der kleinen Maschinen noch nicht zu denken war, verhalf ihm sein Sinn für das Unerwartete, Erstaunliche und Wunderbare dazu, die Möglichkeiten technischer Entwicklungen auszuloten und in realutopische Geschichten zu übersetzen.
»Die Räume des Handelns und Erlebens, die mit moderner Technik auf der Basis der Naturwissenschaft erschlossen werden, sind weitaus fantastischer als alle Hexen, Monster und Zauberer aus der Märchen- und Sagenwelt.«
Der Verlag p.machinery gibt seit ein paar Jahren die Gesamtausgabe der Werke Herbert W. Frankes heraus.
Thomas Franke, weder verwandt noch verschwägert, hat die Buchcover entworfen. Mit seinen unverwechselbaren Holzstichen präsentiert er seine Interpretation der Geschichten seines Namensvetters.

Die Ausstellung ist seit 20. April 2023 in unserer Buchhandlung zu sehen. Sie endet am 23. August 2023 mit einer Werkpräsentation Herbert W. Franke.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch
Das Team der Altstadtbuchhandlung
Hartmut Löschcke

Altstadtbuchhandlung Büchergilde
Inh.: Hartmut Löschcke
Breite Str. 47
53111 Bonn
0228-63 67 50

Immer der Nase nach

Oder immer den Sternen hinterher. Wolf Wellings »Wanderer« ist eine Roadmovie-Geschichte – so schätzen wir sie ein – mit einem Ziel und doch ohne Ziel, mit einem Sinn und doch sinnlos scheinend. Es geht um ein Leben von Tag zu Tag, so zu leben, als wäre der neue Tag der letzte und als gäbe es keine Zukunft, die sich von der Vergangenheit irgendwie unterscheidet. Und das wäre ein sicherlich langweiliges Buch, gäbe es da nicht Menschen, die sich mit der Eintönigkeit der alltäglichen Wanderung nicht abfinden wollen …

Welling, Wolf, WANDERER

Immer wieder gerne

Rainer Erler hat für den deutschen Science-Fiction-Film möglicherweise eine ähnliche Bedeutung, wie Herbert W. Franke sie für die deutsche SF-Kurzgeschichte und die deutsche SF insgesamt hat. Wer Erlers Filmwerk nicht kennt, kennt vielleicht seine Bücher – obwohl die umgekehrte Reihenfolge wahrscheinlicher sein dürfte. Mit seinem »Blauen Palais« hat Erler das Subgenre des Science-Thriller begründet, und seine Filme und Bücher gelten heute als »prophetisch«.
Es ist uns eine große Freude, von ihm höchstpersönlich die Erlaubnis erhalten zu haben, seine fantastischen Bücher neu aufzulegen, und wir haben uns für den ersten Band für »Das Blaue Palais« entschieden.

Erler, Rainer, DAS BLAUE PALAIS

Kritik ohne Amazon

Arno von Rosen hat über Frank Gerigks »Gesetztheiten« geschrieben:

»Science-Fiction-Geschichten habe ich schon Tausende gelesen, ob ganze Reihen oder nur Kurzgeschichten, schon in Kindertagen. Die Aussicht auf ferne und vor allem fremde Welten hat mich schon immer fasziniert. Leider schrieb niemand mehr Geschichten wie Asimov, Heinlein oder A. E. van Vogt, doch nun habe ich zu meinem Glück jemanden gefunden, der es wirklich geschafft hat, mich wieder in die alten Zeiten zurück zu versetzen und zwar im modernen Stil, mit all den guten Zutaten, welche einen Träumen lassen von der Zukunft oder einem Angstschauer über den Rücken laufen lassen: Frank. G. Gerigk hat eine großartige Sammlung von Kurzgeschichten auf den Markt gebracht und mich immer mit einem Twist in jeder Geschichte abgeholt. Wäre ich Kritiker würde ich so etwas schreiben wie, »Seine neologistischen Worte mäandern durch die Topografie der Zeit«, aber zum Glück bin ich Leser. Eine feine Recherche zu wirklich jedem Thema, ohne dabei den Lehrer raushängen zu lassen, gefiel mir sehr gut, denn so kommen einem die Stories wirklich lebensnah vor, nur eine handbreit davon entfernt, sich dorthin zu wünschen! »Gesetztheiten« ist ein absolutes MUSS für jeden Sci-Fi Fan.«

Aus unerfindlichen Gründen konnte die Rezi bei Amazon, wo sie veröffentlicht werden sollte, nicht gespeichert werden. Nun gut — Amazon ist doof, wir sind es nicht :)

Gerigk, Frank G., GESETZTHEITEN

Keine Finsternis

Eine Blackbox (Dudenschreibweise :) heißt Blackbox, weil sie innen schwarz ist. Oder so. Norbert Stöbes zweiter Roman in unserem Programm – nach »Kleiner Drache« (AndroSF 121) – indes ist innen nicht schwarz, sondern klassisch schwarz auf weiß gedruckt. Und nicht nur deshalb sehr lesbar. Denn die Geschichte um John Nowak, der unter nie ganz aufgeklärten Umständen lange nach seinem physischen Tod und einer Raumreise aus in einem Aktenkoffer eingesperrtem Bewusstsein wie als Mensch – mit allem Drum und Dran – auf der Erde landet, ist nicht nur feinste Science-Fiction, sondern weist auch leichte Thriller- und eindeutige Mysteryelemente auf, eine Mischung, die zumindest uns als mit der Buchproduktion Beschäftigte schwer in ihrhttps://www.pmachinery.de/androsf5/androSF184cover500.jpgen Bann gezogen hat.

Stöbe, Norbert, BLACK BOX