… tauchte kürzlich eine Rezension auf, die Corinna Griesbach zum Jubiläumsband »p.graffiti. 10 Jahre p.machinery« (AndroSF 50) verfasst hat. Der guten Ordnung halber möchten wir diese Rezension an dieser Stelle dokumentieren. Die Erlaubnis dazu liegt uns vor.
Im Jahr 2004 startete der Verleger Michael Haitel mit seinem Verlag p.machinery. Ende 2014 kam das Buch »p.graffiti« zum zehnjährigen Bestehen von p.machinery heraus.
Für die Anthologie, die von den Songs der Heavy Metal Band Extreme inspiriert wurde, haben fünfzehn Autorinnen und Autoren Texte geschrieben. Sie beziehen sich auf das Album »Pornograffiti« (1990).
Für diesen Jubiläumsband hat Michael Haitel Autorinnen und Autoren eingeladen, die bereits, teilweise über viele Jahre an p.machinery-Anthos mitgewirkt haben. Die Texte sind also eine ganz persönliche Auswahl des Herausgebers.
Paul Sanker erzählt in »Walle! Walle …«, inspiriert von dem Song Decadence Dance, eine SF-Version der Golem-Geschichte.
Zwei Killer, ein Tisch: Das ist die Szenerie, die Vincent Voss entwirft in »Kill, kill!« (Li’l Jack Horny).
Besonders schön und episch ist Arno Endlers Endzeitdystopie »Warum die Toten schweigen« (When I’m President). Derselbe Song liegt seiner zweiten Geschichte zugrunde, »Warum es geschah, wie es geschah?«, mit der die Magie, die seine erste Geschichte ausstrahlt, leider wieder gedämpft wird.
D. J. Franzen (Dirk Ganser) erzählt mit »Get the Funk out« eine Prohibitions-Story, die sich gut und spannend liest. Manchmal unterfordert er seine Leser mit allzu vielen Anmerkungen.
Die Liebesgeschichte, die Gabriele Behrend in »Die Liebesmaschine« (More than Words) erzählt, ist etwas vorhersehbar, aber doch so intensiv geschrieben, dass sich das Lesen lohnt.
Auch Marianne Labisch beschäftigt sich in »Dave lacht« (ebenfalls inspiriert von More than Words) mit der Maschine-Mensch-Beziehung und der ewigen Frage nach dem Bewusstsein der Maschinen. Spannend zu lesen!
Frederic Brake, der u. a. Romanbeiträge für die Serien »Armageddon – die Suche nach Eden« und »Schattenzeit« schreibt, beschreibt in »Geldscheinheilig« (Money) ein Weltraumszenario und eine Geldreligion. In seiner Geschichte »Das Ereignis« (Money) begegnet uns eine zukünftige Welt, in der Konsum und Armut die Menschen beherrschen.
Die längere Erzählung »Monster« (It’s a Monster) von Axel Kruse entführt in eine ganz andere SF-Welt der Herren, Edelmänner und Ritter. Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Texte in ihrer Unterschiedlichkeit in einem Rutsch durchgelesen werden können, ohne dass der Leser an Wiederholungsstumpfsinn leidet.
Sven Klöpping ist den SF-Fans wohlbekannt, er wagt sich an den titelgebenden Song: »Pornograffittis«. Wer über die Geschichte nicht nur oberflächlich hinweg liest, bemerkt, dass das Ende missglückt ist.
Es folgt mit Achim Stößers »Bug-Eyed Monster: First Kiss« (When I first kissed you) eine faszinierende, heiter-melancholisch startende Geschichte über die Begegnung zweier Kulturen – Mensch und Alien.
Tedine Sanss, die 2014 den 5. Platz des Deutschen Science-Fiction-Preises belegt hat, bezieht sich mit »New York, über den Dächern« ebenfalls auf When I first kissed you, eine längere Erzählung, die mich nicht so gefesselt hat.
Christian Künnes »Susie, pas d’amour« (Suzie) erzählt vom Überleben in einer dunklen Welt, deprimierend-schön zu lesen.
Arndt Waßmann, mehrfacher Gewinner des Weltentor-Kurzgeschichten-Wettbewerbs, liefert mit »He-Man Woman Hater« eine klassische SF-Erzählung. Es lohnt sich, sie intensiv zu lesen.
Auch Galax Acheronians »Das Liebeslied« (Song for Love) ist eine runde, spannende Sache: Klassische SF und Gott sei Dank lang genug, um gründlich in der Geschichte zu versinken.
Enzo Asuis »Personal Coaching« (Hole Hearted) liefert bedrückende Bilder einer nahen Zukunft. Die Kurzgeschichte erzählt vom zukünftigen Manager Mike, dessen Personal Coach Erika und dem Spiel von Macht und Gehorsam. Diese letzte Geschichte ist kurz und knackig: Gut zu lesen!
Meine Favoriten sind Endlers »Warum die Toten schweigen« und Stößers »Bug-Eyed Monster: First Kiss« … gut, dass diese Anthologie, die das zehnjährige Bestehen des p.machinery-Verlages gebührend und würdig feiert, auch völlig andere Storys im Gepäck hat und für jeden SF-Fan etwas bietet!
Besonders erwähnenswert sind die Illustrationen von Galax Acheronian (Titelbild) und Lothar Bauer! Also: Lesen, schauen und genießen!
(Corinna Griesbach)