Ikebana: Der Verlagsstart

Und dies war der Beginn von p.machinery als Verlag:

Ayako Graefe
Ikebana • Geist und Schönheit japanischer Blumenkunst
p.machinery, Peißenberg, 2004
ISBN 3000130748 bzw. 978 3000130748
236 Seiten, Format 297 x 210 mm (A4 quer), Broschur, 39 Bildtafeln (davon 18 farbig), 156 Zeichnungen, 8 Tabellen
(Achtung! Diese Ausgabe ist nicht mehr im Handel erhältlich.)

Die Autorin war von der Idee, das Buch neu herauszubringen, sehr angetan. Zum Glück hatte sie noch ein Exemplar des ursprünglichen Werkes in ihrem Bücherschrank, sodass die Arbeiten recht zügig beginnen konnten. Die Rechte an den Fotos von Christof Eichler und den Zeichnungen von Gisela Tambour beschaffte sie; beide Künstler überließen die Rechte an ihren Werken gegen Belegexemplare.
Und dann begannen die Probleme.

Das Buchoriginal hatte natürlich Seltenheitswert. Es war, wie gelernt, praktisch nicht mehr zu beschaffen und sollte dementsprechend beste Behandlung finden. Dies widersprach dann den technischen Notwendigkeiten ordentlicher Scans. Zwar gab es von Christof Eichler einige Fotografien (Filmpositive), doch deren Verarbeitung war nicht wirklich einfach: Es war kein Durchlichtscanner vorhanden, und die Verarbeitung über Fotoabzüge war teuer, teurer, als uns lieb war; und es sollten keine Fotoverarbeitungen mit einfachen Scans gemischt werden, um nicht zusätzliche Qualitätsproblemquellen zu schaffen. Also musste aus dem Buch gescannt werden, so gut es ging. Bei den Schwarz-Weiß-Zeichnungen war dies in der Regel kein Problem; eventuelle Nacharbeiten ließen sich einfach bewerkstelligen. Bei den Fotos – insbesondere den randabfallenden – entstanden Schatten, weil man das Buch nicht vollständig plan auf den Scanner auflegen konnte; selbst unter vorsichtiger Ausübung von Druck blieben diese Schatten einfach vorhanden. Bei den Fotos, wo es sich am unangenehmsten auswirkte, wurde deshalb ein Schmuckrand über die Bildbearbeitung hinzugefügt, der das Foto »ausfaserte«; es sah hinterher aus wie ein Ölbild, das am Rand mit Weiß vermischt, »verwischt« worden war. Bei anderen Fotos war das Problem zu vernachlässigen, weil das Motiv – meist aufgrund eines einfarbigen Hintergrundes – unproblematischer war.
Das Buch sollte definitiv kein Hardcover, sondern ein Softcover sein. Das hatte vor allem den Grund, dass wir das Buch so kostengünstig wie möglich auf den Markt bringen wollten. Wir wollten Absatz, weniger Umsatz, noch weniger Gewinn. Der erste Layoutentwurf war ein quadratisches Format, großzügig, elegant, das ganz sicher toll ausgesehen hätte – aber schlicht nicht zu bezahlen war. Der zweite Entwurf – deutlich komprimiert und das Endformat der zweiten Ausgabe – war dann simples DIN A4, allerdings im Querformat. Benno Käsmayr, der Chef von Marodruck, Augsburg, hatte seine Bedenken mit diesem Format und er hat ganz sicher mehr als einmal geschimpft. Aber er hat es gedruckt und gebunden.
Die Qualität der Schwarz-Weiß-Zeichnungen stand dem Original gegenüber natürlich zurück. Die neu gedruckten Zeichnungen waren klar und ohne Zweifel gut erkennbar, aber sie hatten aufgrund der insgesamt notwendigen Verarbeitung über Graustufen gegenüber den häufig enthaltenen Strichzeichnungselementen an Schärfe verloren. Die Farbbilder – es wurden aus Kostengründen nur 18 von 39 Farbtafeln des Originals in Farbe gedruckt; als Ausgleich konnte man die gesamten Farbbilder im Internet herunterladen – hatten in der Farbe selbst nur wenig gelitten; die meisten Farbprobleme waren bei den Scans, wie beschrieben, durch die Schatten der nicht vollständig aufzubiegenden Buchfalz entstanden.
Die 1. Auflage vom April 2004 waren 1000 Exemplare, die 2. Auflage vom November 2004 weitere 500. Mehr war für uns zum damaligen Zeitpunkt nicht zu finanzieren; auch die Autorin, die sich beteiligte, hatte ihre Grenzen. Immerhin war das eigentliche Problem an diesem Buch – was wir damals freilich noch nicht ahnten – ein reines Vorfinanzierungs- und Kapitalbindungsproblem. Verkauft hat sich das Buch praktisch ohne Mühen, ohne großartige Werbung – sieht man davon ab, dass die Autorin auf ihren eigenen Veranstaltungen natürlich immer Exemplare oder wenigstens Flyer dabei hatte –, wie von selbst, ein Aspekt, der in den Besonderheiten der »Ikebana-Szene« begründet ist und die seinerzeitige Entscheidung des Ulmer-Verlages, sich ausgerechnet bei diesem Buch nicht mehr zu engagieren, eigentlich ein wenig unverständlich macht. Aber gut … so ein Verlag wie Ulmer arbeitet anders, als wir das von vornherein eigentlich immer vorhatten.

Margarethe Goebels, die den Auslöser für dieses Buch gegeben hatte, der die Ausgabe 2004 ebenso gewidmet wurde, wie dies bei der Neuausgabe 2010 der Fall ist – daran wird sich nie etwas ändern, solange wir das Buch herausbringen – war glücklich und erfreut. Die Autorin war es noch viel mehr, wenn man danach geht, wie oft sie danach fragte, wann das Buch denn wieder zu bekommen sei.
Und wir hatten einen Verlag.