Die Wahrheit? oder: »Wahnsinniger druckt Bücher für lau!«

Dingsbumskirchen. Der stadtbekannte Weißbiervertilger Michael Haitel ist unter Druckkostenzuschussverlagen inzwischen berüchtigt und bekannt wie ein bunt… blauer Hund. Und macht dort den Markt kaputt. Denn wo andere Verräter der Gutenberg’schen Idee jede Pillermann-Saga eines überforderten 20jährigen ungeprüft in ihr »Programm« heben, solange die Überweisung pünktlich kommt, hat der bärtige Barmann seinen Beruf zum Hobby gemacht. Oder umgekehrt?

Jedenfalls lektoriert, korrektoriert und korrespondiert der umtriebene Literaturliebhaber größtenteils aus reiner Lust an der Freude. Einzige Bedingung: Man muss ihm das Manuskript in exakt dem Moment schicken, in dem er völlig blau ist. Haitel dazu: »Wenn mir ein Text besonders gefällt, womit ich ›gehobenes Mittelmaß‹ meine, das mindestens den Sprachstil eines Diktats eines Fünftklässlers besitzt, dann drucke ich das einfach aus Spaß. Einfach so. Spaß.«

Laut unserer Recherchen verdient der Kleinstverleger nur geringe Summen mit seinen Projekten, doch ihm geht es um die Freude am Lesen, Veröffentlichen und Verlustsummen-ins-Steuerformular-eintragen: »Ein paar Hard-SF-Geschichten habe ich zum Selbstkostenpreis sogar nach Namibia schicken lassen. Die armen Menschen dort wissen oftmals gar nicht, was eine Rakete oder ein Traktorstrahlkompensator eigentlich ist. – Trinken Sie Ihr Bier noch aus oder dürfte ich vielleicht …?«

Nicht berühmt wurde der herzensgute Menschenfreund, der unlängst auch den romantischen Gaga-Roman »Nicht ohne mein Sternenherz« von Daniel Klapowski veröffentlichte, vor allem mit dem Werke »Blech-Fauna«, das in drei Teilen vorliegt und mindestens genau so oft gelesen wurde. Er selbst sagte dazu: »Klapowski ist einfach ein guter Autor, der auch mal Raum braucht. Daher haben wir kürzlich auch seine Gummizelle neu dekorieren lassen. Inzwischen geht es dem Künstler auch wieder besser, nachdem ich ihm versichern konnte, dass ich 1.390 Manuskriptsseiten ohne Probleme auf 300 Buchseiten bringen kann, wenn man nicht mit einstelligen Schriftgrößen spart und auch den unteren Seitenrand sowie die Schnittkanten bedruckt! – Wussten Sie eigentlich, dass der Schaum von Weißbier im alten Rom mit Gold aufgewogen wurde?«

Haitel. Michael. Sein Herz kennt keine Grenzen. Auf die Frage, ob es weitere Kooperationen mit Daniel Klapowski geben könnte, antwortete er dennoch zurückhaltend: »Vielen Lesern hat das Ende nicht gefallen, bei dem die Hauptfigur auf Seite 1388 einfach aufwacht und alles nur ein Traum war, weil Klapowski keine Lust mehr auf die verbleibenden 700 Seiten Epilog hatte. – Aber viel Spaß gemacht hat die Kooperation schon mit ihm. Wenn ich dem Burschen nur endlich erklären könnte, was der Unterschied zwischen einem Geviertstrich und Dreiachteltakt-Semikolon beibringen könnte, wäre ich noch etwas glücklicher!«

© 2010 Daniel Klapowski, www.zukunftia.de