Am 15. und 16. April 2011 fanden die Ersten Karlsruher Science-Fiction-Tage statt. Die Veranstaltung wurde vom Künstlernetzwerk Südwest organisiert und vom Kulturamt der Stadt Karlsruhe unterstützt. An zwei aufeinanderfolgenden Abenden waren insgesamt sechs hochkarätige Autoren zu hören und hautnah zu erleben. Für Genre-Fans ein Festessen!
Den Anfang machte am Freitagabend der Karlsruher Autor Matthias Falke, Träger des Deutschen Science-Fiction-Preises 2010 und mit über 60 Buchveröffentlichungen wahrlich kein Unbekannter mehr. Falke trug seine Erzählung »Das Zeit-Bran« vor, die in der Jahresanthologie »StoryCenter« 2010 (»Inzucht und die denkbare Gesellschaft«, AndroSF 12) erschienen ist. Eine klassische SF-Story, bei der mehrere Zeitreisen zu politischen und erotischen Verwicklungen führen, komplex und in bildkräftiger Sprache erzählt.
Im Anschluss daran las Klaus N. Frick, Chefredakteur bei »Perry Rhodan«. Frick gab eine »Hommage an Bradbury« zum Besten, eine Verbeugung vor dem Großmeister der SF der 50er und 60er Jahre. Der Kleine-Jungen-Traum wird wahr und die Rakete, die einen zu den Sternen mitnimmt, landet direkt im Vorgarten. Das Ganze wurde von Frick mit ironischem Augenzwinkern dargeboten.
Jo Zybell, der 2001 den Deutschen Phantastik Preis gewann, stellte ein Kapitel aus seinem im Juni erscheinenden Roman »Die Traummeister« vor. Im Mittelpunkt steht ein ebenso eitler wie sadistischer Zwerg, der seine »Gäste« grausam foltern lässt, was Gelegenheit zu einigen äußerst drastischen Darstellungen gab. Mehr Fantasy als klassische SF, bot das Stück Momente gekonnt gemachten Gruselns.
Ein gemütliches Beisammensein im Restaurant »Gurke«, in deren Veranstaltungsraum die Lesungen stattgefunden hatten, beschloss den ersten Abend, bei dem man sich nun noch in ungezwungener Atmosphäre mit den Autoren austauschen konnte.
Am Samstag wurde der abwechslungsreiche Reigen von Frank G. Gerigk fortgeführt, der bereits in zahlreichen Sammelbänden publizierte und selbst Anthologien herausgab. Er las die Erzählung »Der Beweis«, die ebenfalls auf einem Zeitparadoxon basierte. Während eines Landschulheims fallen ein Lehrer und ein Schüler durch ein Zeitloch direkt in die Keltenzeit. Das amüsante Stück wurde vom Autor selbstironisch und höchst lebendig vorgetragen.
Für die Newcomerin Annabelle Plein, die kurzfristig absagen musste, sprang Eveline von Pfeil ein, die zwei Shortstorys zum Thema Lebensplanung in autoritären und rational durchorganisierten Gesellschaften zum Besten gab.
Den Abschluss bildete dann die langjährige Maddrax-Autorin Mia Zorn, die ein Kapitel aus ihrem nächsten Heftroman vortrug. Ein After-Doomsday-Szenario, 500 Jahre in der Zukunft, wo in der Londoner Unterwelt blutige Machtkämpfe ausgetragen wurden. Der Band wird im kommenden Herbst an den Kiosken erscheinen.
Autogramm- und Signierstunde am gut sortierten Büchertisch sowie ein Interview, bei dem die Autoren dem »SF-Radio« Rede und Antwort standen, bildeten den Ausklang.
Die Veranstaltung zeigte, wie lebendig und vielgestaltig die regionale SF-Szene ist. Mit Horror und Fantasy wurden auch angrenzende Genres gestreift, aber der Schwerpunkt lag auf der klassischen Science Fiction, was ja heutzutage nicht selbstverständlich ist. Die Autoren stammten alle aus Karlsruhe oder der näheren Umgebung. Eine Fortsetzung der Veranstaltung in ein oder zwei Jahren ist geplant.