van Hengel, Willi, DIEUDEDET oder Sowas wie eine Schneeflocke

Willi van Hengel
DIEUDEDET
oder
Sowas wie eine Schneeflocke
Zwischen den Stühlen 3
Zwischen den Stühlen @ p.machinery, Winnert, Juni 2022, 216 Seiten
Paperback: ISBN 978 3 95765 293 5 – EUR 13,90 (DE)
E-Book-ISBN 978 3 95765 906 4 – EUR 3,99 (DE)

Sprache – anders.

Willi van Hengel hat einen Entdeckungsroman verfasst, in dem das Ich nur anhand einer neuen Sprache zu sich findet. Nennen wir diese Sprache »neo-romantisch«. Sein Werk ist zeitlos – die Handlung könnte heute, vor zweihundert Jahren oder in zweihundert Jahren spielen. Gleichwohl ist das Thema des Romans hochaktuell, geht es doch um das, was seit Ewigkeiten die Menschen berührt: das Erleben tiefer Gefühle sowie das Leiden an einer unausgesprochenen und von daher gequälten Seele.

Der Protagonist Alban erkennt auf seiner Reise ins eigene Ich den Grund seiner Bindungsängste. Er war das Schlachtfeld, auf dem die Kämpfe seiner Eltern ausgetragen wurden. Seine Eltern sind tot. Sie zur Rede stellen kann er nicht mehr. Dafür seinen besten Freund, der ihm ein abscheuliches Frauenbild eingeimpft hat – und der noch lebt. Also, was tun? Ihn, den besten Freund, töten?
Dieser innere Kampf bringt Alban so weit, zu denken, dass er und sein Leben, wie er es lebt, »bloß ein Vorurteil« sei. Er wird sich seiner Vergangenheit und den damit verbundenen Erinnerungen stellen, um ein Stück von sich selbst zu Grabe (oder zu Stein, denn Alban ist Bildhauer) zu tragen. Um zu werden, was er sein könnte: ein Mensch, der aus lauter Zweifeln besteht, der nun aber beginnt, sich selbst anzunehmen – und vielleicht sogar zu lieben.

Der »Wortzauberer« Willi van Hengel hat mit seiner Sprachmagie nicht nur ein einzigartiges Kunstwerk erschaffen. Sondern auch eine (Er)Findung, die in einem Finale aus Tränen endet.

4 Gedanken zu „van Hengel, Willi, DIEUDEDET oder Sowas wie eine Schneeflocke“

  1. Eine fast schon literarisch wertvolle Rezension auf Amazon:
    https://www.amazon.de/gp/aw/review/3957652936/R2FZ0STMHWW6PA

    5,0 von 5 Sternen Seelen und Tiefen
    Rezension aus Deutschland vom 18. April 2023
    Wer es heute noch wagen will, einem Buch über die Einsamkeit, die männliche Einsamkeit zumal, zu begegnen und dabei Worte zu finden, die beim Lesen allzu schmerzhaft die eigene Unfähigkeit ausleuchten, etwas in sich zu finden, was man aus der eigenen „Tropfsteinhöhle der Gefühle und Gedanken hervorkratzen würde“: Der lese dieses Buch. Albans Reise und Begegnungen ähneln nicht dem prosaischen Alltag, und doch führen sie durch eine stoffliche, präzise Wirklichkeit, die uns vertraut erscheint; die Figuren, denen er begegnet, sind keine Allerweltsschemen, sie scheitern wie wir bereits am Alltag, und dennoch besitzen sie die kostbare Gabe, der Kluft, die den Menschen vom Menschen trennt, schmerzhaft genau nachzuspüren: „Der Abstand zweier Welten“.
    In einer Gegenwart, die diese Kluft stets binnen Millisekunden zu überwinden trachtet, sie uns nicht mehr spüren lassen will, gibt uns Willi van Hengel keinen leichten Trost und keine bequeme Ausflucht vor der Unmöglichkeit, uns in einem anderen Menschen verlieren zu können. Dieses Buch benötigt Zeit, Langsamkeit und Dauer; es wird für Suchende, deren Wunden nicht schließen wollen, auf lange Zeit ein untröstlicher Begleiter sein.

  2. Thomas Harbach auf Robots & Dragons zum Buch:
    http://www.robots-and-dragons.de/buchecke/27337-dieudedet-oder-sowas-eine-schneeflocke

    Sein Fazit:

    Sprachlich nicht nur auf die eigenen Wortschöpfungen beschränkt intensiv wie expressiv stellt “Dieudet: oder Sowas wie eine Schneeflocke” auch einen interessanten Gegenentwurf zu Ray Müllers “Odyssee eines Unvernünftigen” – der Auftaktband der Reihe “Zwischen den Stühlen” – dar. Beide Männer werden von innerer Unruhe angetrieben. Der eine wegen seines Elternhauses, der andere als Abenteuer. Beide finden schließlich Erfüllung und innere Gleichmut in den Armen einer Frau. Nicht unbedingt der ersten Frau, sondern DER Frau. Und beide erzählen in ihrem ureigenen Stil von persönlichen Erlebnissen, so konträr sie auch sein mögen.

    Auf ihre eigene Art sind beide Bücher lesenswert und anders … Aber das ist auch das Markenzeichen des p.machinery Sublabels.

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