Schneider, Cornelia, Von Perlen und Hunden

Cornelia Schneider
VON PERLEN UND HUNDEN
Kurzgeschichten
Fantasy 31
p.machinery, Murnau, Dezember 2017, 136 Seiten, Paperback
ISBN 978 3 95765 106 8
E-Book. ISBN 978 3 95765 941 5

»Der Onkel zieht das Hasenfell über ein Holzgestell, die blassrosa, mit roten Flöckchen betupfte Haut nach außen gestülpt, und hängt es zum Trocknen an die Wand. Mit dem Taschentuch wischt er sorgfältig die Klinge des Messers ab, dann seine Hände. Den Strick um ein Hinterbein gewunden, der Länge nach gespalten, baumelt der nackte Hase vom Deckenbalken. Weit offen klafft der ausgehöhlte Bauch, kreuz und quer überziehen Schnitte die blasse glatte Muskelhaut. Im Suppenteller liegen blutend Herz, Leber und Nieren. Nur die Fellpfoten sind ihm geblieben, und die Augen quellen groß und starr aus dem entblößten Gesicht. Das kleine Nagetiergebiss grinst mörderisch.«

Aus »Hasen schlachten«, einer der fantastischen und surrealen Erzählungen von Cornelia Schneider, geboren 1950 in Karlsruhe, aufgewachsen in Königsbach/Baden. Von Kind auf so unruhig wie unbelehrbar, verließ sie 1971 ihr Elternhaus, lebte in Berlin, Paris, Südindien, tummelte sich unter Marxisten, Hausbesetzern und west-östlichen Utopisten, studierte (mal kürzer, mal länger, doch nie zu Ende) Romanistik, Lateinamerikanistik, Politologie, jobbte sich als Teilzeitsekretärin durch zahllose Büros, kam 1988 mit ihrer zweijährigen Tochter nach Stuttgart, wurde erstaunliche fünfundzwanzig Jahre sesshaft und fing an zu schreiben. Sie veröffentlichte in diversen Anthologien, Literaturzeitschriften und Fanzines, erhielt 2004 eine Arbeitsbeihilfe vom Förderkreis Deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg, gewann den Agatha-Christie-Krimipreis 2006 (1. Preis) und wurde für diesen im Jahr 2008 noch einmal nominiert. – Heute lebt sie in Brandenburg und züchtet (und vermarktet) erfolgreich Tigerschnegel.

Das Titelbild stammt von Lothar Bauer.