Norten, Ellen (Hrsg.), IM GARTEN DER EWIGKEIT

Im Garten der Ewigkeit
Das Werk des Hubert Katzmarz: Texte und Fragmente
herausgegeben von Ellen Norten
Außer der Reihe 75
p.machinery, Winnert, November 2022, 344 Seiten, Hardcover (mit Fadenbindung und Schutzumschlag – nur beim Verlag, sonst ohne)
ISBN 978 3 95765 308 6 – EUR 33,90 (DE)
E-Book: ISBN 978 3 95765 797 8 – EUR 10,99 (DE)

»Was die Artefakte dort unten auch immer darstellen mögen, es handelt sich bei ihnen n i c h t um Gärten und um antike Bauwerke! Dies sind menschliche Begriffe, die wir auch deshalb nehmen, weil uns keine anderen zur Verfügung stehen. Eine gewisse Ähnlichkeit ist vorhanden, zweifellos, doch wir können nicht wissen, was das alles für sie zu bedeuten hat. Darum sollten wir uns hüten, aus unseren Hilfsbegriffen die vertrauten Schlußfolgerungen zu ziehen!« (Hubert Katzmarz, Im Garten der Ewigkeit)

Science-Fiction und Fantastik stehen im Mittelpunkt der Geschichten von Hubert Katzmarz, der auch unter dem Pseudonym Bertram Kuzzath veröffentlichte. Die Erzählungen des 2003 verstorbenen Schriftstellers sind unheimlich, manchmal grausam oder kurios und spiegeln dessen fast surreale Welt wider, die den Leser schnell gefangen nimmt. 1987 gründete Katzmarz einen Verlag, in dem er Kriminalromane, Science-Fiction und Literatur aus dem Bereich der Fantastik veröffentlichte, u. a. in der Zeitschrift daedalos. »daedalos – der vhk Story Reader für Phantastik« etablierte sich rasch als angesehenes Magazin für die zeitgenössische fantastische Geschichte, hat heute Kultcharakter und ist 2022 mit der Nr. 13 und den Herausgebern Michael Siefener, Ellen Norten und Andreas Fieberg wieder aufgelebt.
Hubert Katzmarz setzte als Schriftsteller und Kleinverleger, weit über seinen Tod hinaus, Zeichen und Maßstäbe. Als Autor ließ er sich schwer zuordnen, da seine Werke eine große Bandbreite zeigen. Als Verleger und Herausgeber widmete er sich schwerpunktmäßig der Fantastik und der Science-Fiction, letztere hatte ihn bereits als Kind und Jugendlichen stark fasziniert.
Beim Schreiben, wie beim Veröffentlichen ging es ihm immer um die Sache. Gute Literatur sollte aus seiner Sicht unsterblich gemacht werden und nicht zuletzt damit auch den Autor vor dem Vergessen bewahren. Diese Werkausgabe, die zu seinem 70. Geburtstag erscheint, soll diesem Anliegen dienen.

Der Inhalt:

Science-Fiction
* Im Garten der Ewigkeit (Begleittext von Ellen Norten)
* Im Garten der Ewigkeit (1983, Erstveröffentlichung)
* Baumschulung (1987)
* Die Konferenz der Idioten (1985)
* Doppelte Hochzeit (1976)
* Der Anachronist seiner Zeiten (2000)
* Die letzte Begegnung (1968–1980)

Phantastik
* Nachtwanderung (Tango Triste) (1977–1987)
* Thuban (Begleittext von Ellen Norten)
* Thuban (2000)
* Die Gedankenfresser (1989–1999)
* Heim Suchende (1997)
* Der Aufenthalt (1974)
* Alptraumhaft (1996)
* Babylon (2001)
* Die letzte Nacht am Blauen See (1985)
* Herkules oder Die Stufen des Aufstieges (1990)
* Ein Abend im Leben des Bürgers D. (Großstadtabend) (1971)

Sarkastische Texte
* Geliebtes Tagebuch (1996)
* Pilz im Glück (2002)
* Hinter verschlossenen Türen (Begleittext von Ellen Norten)
* Hinter verschlossenen Türen (2001, Erstveröffentlichung)
* Rendezvous (1972/77)
* Diptychon (2001)
* Die Abenteuer des Kleinverlegers H. K. im Dschungel der Literaturszene (1991)
* Radio (2002)
* Das größte anzunehmende Arschloch (2001)
* Der Mann der die Wespen haßte (Begleittext von Ellen Norten)
* Der Mann der die Wespen haßte (2000)

Reflexionen
* Der Kreis (1969)
* Schattenspiel (1972)
* Vergebliches Schauen in die Welt (1972)
* Das Experiment (1970)
* Der Physiker und die magischen Steine (undatiert)
* Eine kleine Übung in Sachen gläserne Schreibfeder (2001)
* Erinnerung (1970)
* Im Wahnsinn (1973)
* Die Geschichte vom fliegenden Fisch (1957/67)

Gesellschaftskritische Texte
* Eine kleine menschliche Geste (1992–1995)
* Sind so kleine Hände … (1980)
* Die Gedanken sind frei (1974)
* Des aufrechten Bürgers Nachtgebet (Demokratie) (1969)
* Der Steckbrief (1977)
* Plädoyer für einen Mörder (1969)
* Eine Proletarische Weltrevolution (1975)

1 Gedanke zu „Norten, Ellen (Hrsg.), IM GARTEN DER EWIGKEIT“

  1. Carsten Kuhrs Rezension findet sich unter https://www.phantastiknews.de/index.php/literatur-news/24787-ellen-norten-hrsg-im-garten-der-ewigkeit-das-werk-des-hubert-katzmarz-buch.


    Und hier der Text in Gänze zu Dokumentationszwecken:

    Ich habe den 2003 viel zu früh verstorbenen Hubert Katzmarz leider damals nie kennenlernen dürfen. Unsere Wege kreuzten sich auch lesend nie, obzwar wir, literarisch gesehen, vertraute Seelen waren. Katzmarz´ Faible für Science Fiction und Phantastik zeigte sich nicht nur in seinen viel zu wenigen Texten, er gab zusammen mit Michael Siefener auch das Magazin daedalos heraus und vertrieb in seinem Verlag vhk (Verlag Hubert Katzmarz) Bücher mit Werken seiner literarischen Freunde.

    Seine Nachlassverwalterin, Herausgeberin und Ehefrau Ellen Norten, selbst Autorin im p.machinery Verlag, bemüht sich unermüdlich darum, sein Werk vor dem Vergessen zu bewahren.

    2012 erschien bereits ein zweibändiges Gesamtwerk (in p.machinery AndroSF Bände Nr 23 + 24), nun also, zu seinem 70. Geburtstag, präsentieren Michael Haitel und Ellen Norten ein qualitativ hochwertiges Hardcover mit Umschlag, Fadenheftung, Kapitel- und Lesebändchen und natürlich – fast – dem gesamten Oeuvre Katzmarz´.

    Der Band ist nach Zugehörigkeit zu den Sub-Genres Science-Fiction, Phantastik, sarkastische Texte, Reflektionen sowie gesellschaftskritische Texte untergliedert.

    Gleich der erste Beitrag, das erste Kapitel eines projektierten, leider nie abgeschlossenen Romanprojekts zeigt uns die Stärken des Autors. Es geht um eine Expedition, die unsere Crew von der Erde zu einem paradiesischen Planeten führt. Nicht nur, dass die Lebensumstände geradezu ideal für Menschen sind, in mehreren tausend Refugien erwarten parkähnliche Anwesen mit klassischen Monumentalbauten die Raumfahrer. Dass die Kommandantin die Crew nicht landen lässt, führt zu einem Disput mit dem Psychiater am Bord. Dass die beiden eine heftige Antipathie verbindet, dass Ressentiments und Kränkungen mitspielen ist deutlich – die Begründung aber, die die Kommandantin für ihr Landeverbot vorbringt, ist ebenso überraschend wie in sich zwingend.
    Die Refugien sind zu gut um wahr zu sein. Handelt es sich um geschickte Fallen für die Menschen oder sind die Wertsysteme so verschieden, dass das was wir aus unseren Kulturkontext für Bauten und Gärten halten vielleicht etwas ganz Anders für die Fremdvölker, die sie geschaffen haben sind?

    Kann man ein gemeinsames Wissen, eine Perspektive des Begreifens aller Intelligenzien voraussetzen, oder muss man vom Fremden, vom Unbegreiflichen ausgehen und um so mehr Vorsicht walten lassen?

    Intelligente, nachdenklich machende Fragen, die der Autor hier aufwirft. Fragen auch, auf die ich seine Antwort gerne erfahren hätte. Auch wenn die Dialoge stilistisch eher einfach gestrickt sind, schieben sich immer wieder philosophische Gedanken und Fragen in das Kapitel, die mich umtrieben.

    Auch die anderen Beiträge präsentieren uns einen nachdenklichen Verfasser. Alle Stories vereint, dass Katzmarz ein eher pessimistisches Bild von unserer Zukunft zeichnet. Kein “ hallo, wir erobern das Weltall“, kein „Frieden auf Erden“ statt dessen zeichnet er die Menschen so, wie sie sind – egoistisch, intrigant, unwillig zu friedlichen Koexistenz – ergo eine Spezies, die eigentlich keine wirklich strahlende Zukunft vor sich hat.

    Die Phantastik-Beiträge sind stilistisch deutlich versierter ausgeführt, als die SF Erzählungen. Hier arbeitete der Autor gekonnt mit Atmosphäre, schuf immer wieder unwirklich, unheimliche Situationen.

    Noch einmal ganz anders dann die sarkastischen Texte. Die Geschichten ruhen im hier und jetzt, greifen alltägliche Begegnungen, Betrachtungen und Erlebnisse auf und transferieren diese dann in Katzmarz´ Prosa.

    So ist dies ein handwerklich vorbildlich gestalteter Band, der einen fast vollständigen Überblick über die Oeuvres Katzmarz´ gibt, der uns einen Verfasser vorstellt, der etwas zu sagen hatte, ein intelligenter, nachdenklicher Kopf dessen Erzählungen auch heute noch gut zu lesen sind.

Kommentare sind geschlossen.